Kategorie: Santorini – Wo der Wein das Schweigen der Lava erzählt

Auf Santorini ist Wein kein Produkt, sondern ein stiller Zeuge geologischer Dramatik. In den schwarzen Böden der Caldera wurzeln Rebstöcke, die Wind und Trockenheit seit Jahrhunderten trotzen. Besonders der Assyrtiko gedeiht hier in einer Reinheit, wie sie nirgendwo sonst zu finden ist – salzig wie die Ägäis, präzise wie ein Skalpell, getragen von einer kühlen Mineralität, die jeden Schluck spürbar macht, woher er stammt.

Eine Insel wie keine zweite: Geformt von Feuer, beseelt von Wein

Santorini, die vielleicht eindrucksvollste Insel der Kykladen, ist weit mehr als ein Postkartenmotiv mit weiß-blauen Fassaden. Sie ist das Epizentrum einer jahrtausendealten Weinkultur, die sich inmitten dramatischer Vulkanlandschaften behauptet – und neu erfindet. Hier wachsen Reben unter extremen Bedingungen: gepeitscht vom Ägäiswind, verwurzelt in Asche und Bimsstein, ohne künstliche Bewässerung. Das Resultat? Charakterweine, die nicht einfach nur schmecken, sondern erzählen.

Das Terroir: Vulkanboden als stiller Architekt

Vor etwa 3.600 Jahren explodierte der Vulkan Thera – ein Ereignis, das nicht nur die Topografie veränderte, sondern auch den Boden für eine der eigenständigsten Weinregionen Europas schuf. Bims, Lava, Asche, Kalzium – dieses mineralische Erbe ist für den Weinbau ein Segen: Nährstoffarm, dafür hoch durchlässig, speichert der Boden die salzhaltige Feuchtigkeit der Nächte. Die Rebstöcke wurzeln tief und geben das, was sie aufnehmen, unverfälscht weiter: Eleganz, Struktur, Spannung.

Assyrtiko – Die Seele der Insel im Glas

Es gibt Trauben – und es gibt Assyrtiko. Diese autochthone Rebsorte hat auf Santorini ein Niveau erreicht, das Kenner weltweit beeindruckt. Trocken, kristallin, elektrisierend. Mit Noten von Zitrusfrucht, Meersalz und nassem Stein vermittelt Assyrtiko nicht nur Geschmack, sondern Herkunft. Seine natürliche Säure und Lagerfähigkeit machen ihn zum Medaillenträger in internationalen Blindverkostungen – und zur ersten Wahl für alle, die Authentizität im Glas suchen.

Tipp am Rande: Wer einmal einen gut gereiften Assyrtiko mit frischem Oktopus oder Meeresfrüchten probiert hat, versteht, warum manche Reisen mit dem ersten Schluck beginnen.

Aidani, Athiri & Co. – Die aromatische Vielfalt Santorinis

Santorini lebt nicht allein von Assyrtiko. Auch die zweite Reihe beeindruckt mit Vielfalt und Charakter:

Aidani: Floral, weich, mit einem Hauch exotischer Frucht – oft in edelsüßen Weinen wie Vinsanto zu finden, wo sie dem Wein Tiefe und Aromatik verleiht.
Athiri: Leicht, verspielt und unkompliziert – perfekt gekühlt für laue Sommerabende.
Mandilaria: Dunkel, strukturiert, mit Tanninrückgrat – ideal für kräftige, erdige Rotweine.
Mavrotragano: Eine rote Seltenheit, komplex und würzig, mit Lagerpotenzial – ein Geheimtipp für Sammler und Entdecker.

Weingüter mit Weitblick – und Verantwortung

Was Santorinis Weinwelt ausmacht, sind nicht nur die Rebsorten, sondern auch die Menschen dahinter – Winzerinnen und Winzer mit Vision, Verwurzelung und internationalem Anspruch. Hier einige der führenden Namen:

Estate Argyros

Familiengeführt, mit Fokus auf Biodiversität und Balance. Ihre Assyrtikos gelten als Benchmark.

Santo Wines

Die größte Genossenschaft der Insel produziert nachhaltig – von trockenem Assyrtiko bis zu komplexem Vinsanto.

Venetsanos Winery
Ein architektonisches Erlebnis in die Felsen gebaut – und ein Must für alle, die Weine mit Aussicht lieben.

Domaine Sigalas

Der Pionier des modernen Santorini-Weins. Experimentierfreude trifft auf Präzision – ob bei Weißwein oder Mavrotragano.

Wer mehr als eine Flasche sucht, findet hier flüssige Geschichten – und vielleicht den passenden Begleiter für den nächsten großen Moment.

Weine & Spirituosen – Eine aromatische Brücke zur griechischen Seele

Santorini ist auch bekannt für seine Spirituosen: Neben Vinsanto – einem auf natürliche Weise süß gekelterten Dessertwein mit jahrzehntelangem Reifepotenzial – lohnt der Blick auf handwerklich gebrannte Spezialitäten wie Rakomelo (ein gewürzter Honigraki) oder der seltenere Tsikoudia von benachbarten Kykladeninseln. Sie erweitern das Portfolio mit Tiefe, Tradition und Trinkkultur – und sie beweisen: Auf Santorini lebt der Genuss in all seinen Facetten.