Kategorie: Wo Griechenlands Norden atmet: Weinheimat Makedonien

Makedonien ist kein Ort, den man nur besucht – man erlebt ihn. Zwischen den Ausläufern des Olymps und den windstillen Becken von Naoussa entfaltet sich ein Terroir, das Gegensätze nicht trennt, sondern in Balance bringt. Alpine Kühle küsst mediterrane Wärme, karge Höhenlagen treffen auf nährstoffreiche Täler. Hier entstehen keine Weine nach Schema, sondern Ausdrucksformen eines Bodens, der ebenso viel Geschichte wie Eigenwilligkeit in sich trägt.

Zwischen Mythos und Moderne: Makedoniens Weintradition als lebendiger Ausdruck griechischer Identität

Im Norden Griechenlands, wo die Schatten des Olymps auf uralte Weinberge fallen, offenbart sich eine der spannendsten Genusslandschaften Europas. Makedonien ist nicht nur geographisch ein Grenzraum – es ist auch ein kulturelles Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen ursprünglicher Rebenvielfalt und modernem Wein- und Spirituosenhandwerk. Was hier entsteht, ist mehr als ein Produkt: Es ist ein Ausdruck tief verwurzelter Herkunft, terroirgeprägter Vision und meisterhafter Handwerkskunst.

In den Regionen Naoussa, Amyntaio, Florina und Epanomi widmen sich Winzerinnen und Winzer mit Hingabe autochthonen Rebsorten, die international längst für Aufsehen sorgen. Und auch in der Welt der Spirituosen beginnt Makedonien, Akzente zu setzen – mit kleinen Brennereien, die den Charakter der Landschaft destillieren.

Xinomavro: Der tiefgründige Charakterkopf unter den Rotweinen

Xinomavro – was übersetzt so viel bedeutet wie „saurer Schwarzer“ – ist das vinophile Aushängeschild Makedoniens. Die Rebsorte steht für Rotweine mit packender Struktur, großer Tiefe und bemerkenswertem Reifepotenzial. Aromatisch bewegt sich Xinomavro zwischen reifer Kirsche, Tomatenmark, Oliventapenade und subtilen Ledernoten – ein Profil, das Kenner an den piemontesischen Nebbiolo erinnert.

Winzerinnen wie die von Kir-Yianni oder Alpha Estate zeigen, wie elegant, langlebig und dabei charakterstark Xinomavro interpretiert werden kann. Wer markante Rotweine mit Seele sucht, wird hier fündig – ein Erlebnis, das sich mit der richtigen Speisebegleitung wie Lamm, Wild oder gereiftem Käse potenziert.

Assyrtiko aus Makedonien: Mineralität trifft Präzision

Die weiße Rebsorte Assyrtiko hat ihre Wurzeln auf der Insel Santorini, doch in Makedonien zeigt sie ein überraschend neues Gesicht: klar, salzig, zitrisch, mit einer Frische, die selbst heißen Sommern trotzt. Vor allem in höheren Lagen entstehen Weißweine mit spannungsvoller Mineralität, die mühelos zwischen Aperitif und gehobener Essensbegleitung wechseln.

Dank ihrer straffen Struktur eignet sich Assyrtiko ideal als Speisenbegleiter zu Fisch, Meeresfrüchten oder Ziegenkäse. Weingüter wie Ktima Gerovassiliou verstehen es meisterlich, den nördlichen Terroirausdruck in elegante Flaschen zu füllen.

Malagousia: Das duftende Comeback einer beinahe verlorenen Rebsorte

Es ist eine Renaissance mit Signalwirkung: Die Rebsorte Malagousia, einst fast in Vergessenheit geraten, hat in Makedonien eine neue Heimat gefunden – und begeistert mit feinsinnig duftenden Weißweinen. Ihre Aromatik reicht von weißem Pfirsich, Birne und Grapefruit bis hin zu floralen und kräuterigen Nuancen. Malagousia vereint Körper und Leichtigkeit, Tiefe und Trinkfreude – ein idealer Sommerwein, aber keineswegs nur das.

Ktima Gerovassiliou war maßgeblich an ihrer Wiederbelebung beteiligt. Heute steht Malagousia für sensorische Vielfalt und eine stilistische Offenheit, die sich auch in eleganten Cuvées wiederfindet.

Spirituosen aus Makedonien: Edle Tropfen mit regionaler Seele

Neben Wein wird in Makedonien auch der Brennkunst große Aufmerksamkeit geschenkt. Lokale Destillerien gewinnen aus Trester, Früchten oder Kräutern hochwertige Spirituosen – allen voran der Tsipouro, der aus denselben autochthonen Rebsorten gewonnen wird, die auch den Weinen ihren Charakter verleihen. Immer häufiger entstehen aus dem Zusammenspiel traditioneller Brenntechnik und moderner Sensorik Produkte mit internationalem Anspruch – klar, aromatisch differenziert und voller Herkunft.

Ein Geheimtipp unter Connaisseurs: Ein gereifter Tsipouro aus Xinomavro-Trester – ideal als Digestif oder zur Kombination mit kräftigem Käse.

Ein Terroir der Kontraste: Klima, Böden, Höhenlagen

Was die Region so einzigartig macht, ist ihr klimatischer Facettenreichtum. Mediterrane Wärme trifft auf kontinentale Kühle – heiße Tage fördern die Reife der Trauben, kühle Nächte erhalten Frische und Aromatik. Die Höhenlagen von bis zu 600 Metern sorgen für Mikroklimata, die die Entwicklung komplexer Aromen begünstigen.

Die Böden sind ebenso divers wie die Rebsorten: Kalkstein, Vulkangestein und Schiefer geben den Weinen Struktur, Textur und eine feine mineralische Prägung. Hier entstehen Weine, die nicht laut, sondern vielschichtig sind – und damit umso nachhaltiger in Erinnerung bleiben.

Weinbau im Wandel: Zwischen Herkunft, Handwerk und Horizont

Die makedonische Weinszene wird heute von einer jungen, bestens ausgebildeten Generation geprägt. Sie bringt das Wissen alter Reben mit moderner Kellertechnik zusammen. Die besten Weingüter arbeiten ökologisch, mit niedrigen Erträgen und einem klaren Fokus auf Qualität.

Zunehmend ergänzen internationale Sorten wie Merlot, Syrah oder Chardonnay das Portfolio – nicht als Stilbruch, sondern als Erweiterung der sensorischen Möglichkeiten. Auch bei den Spirituosen ist Experimentierfreude spürbar: Fässer aus Akazienholz, Reifung im Tonneneau oder Infusionen mit Wildkräutern sind keine Seltenheit mehr.

Herausragende Weingüter und Brennereien in Makedonien

Kir-Yianni (Naoussa)
Ein Paradebeispiel für die moderne Interpretation von Xinomavro. Struktur, Lagerfähigkeit und Authentizität auf höchstem Niveau.

Alpha Estate (Amyntaio)
Biodynamisch, präzise, innovativ. Die Weine aus dem kühlen Nordwesten sind messbar international – und doch ganz griechisch.

Ktima Gerovassiliou (Epanomi)
Pionier der Malagousia und stilprägend für frische, duftige Weißweine mit Tiefe.

Boutari Winery (mehrere Lagen)
Über 140 Jahre Erfahrung und doch am Puls der Zeit. Ein Traditionshaus, das regelmäßig Maßstäbe setzt.